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Einsatz­geschwader (EG) 1, Piacenza

Banner des EG 1

Die Jets des EinsGeschw 1 Lw

Für das Einsatzgeschwader 1 in Piacenza stellten sowohl das Jagdbombergeschwader 32 aus Lechfeld, wie auch das Aufklärungsgeschwader 51 "Immelmann" aus Schleswig ein gewisses Kontingent zur Verfügung. Die Anzahl war entsprechend dem Aufwand der jeweiligen Phase angempaßt, in dem sich die Mission gerade befand. Erkennbar waren die Flugzeuge an dem weiß-blauen Wappen, das vorne am Lufteinlauf aufgebracht war. Im Lauf der Jahre, als so ziemlich alle Flugzeuge jedes Geschwaders einmal im Einsatz gewesen waren, trug auch jeder ihrer Jets dieses Wappen. Ein Novum bildete die graue Tarnbemalung der Tornados in dieser Zeit. Waren bis dato alle deutschen Tornado für einen Einsatz im Tiefflug über dem Gebiet der Bundesrepublik, oder Mitteleuropa, mit der schwarz-grünen Bemalung optimal bemalt, so wurde durch das JaboG 32, das die ersten Flugzeuge auf die Basis Piacenza verlegte, sehr schnell der Ruf nach einer dem Einsatzprofil in mittleren bis großen Höhen angepaßten Bemalung der Flugzeuge laut. In einer Hau-Ruck Aktion wurden deshalb die designierten ECR mit einer neuen grauen Farbe überzogen (übergangslackierung 95). Später, als man sich entschieden hatte, wie die neue Norm aussehen soll, bekamen alle beteiligten Flugzeuge einen neuen grauen Tarnanstrich. Erkennbar sind die Jets mit dieser sehr markanten und einmaligen Übergangslackierung an dem sehr hellen Grau, sowie den diversen Stellen wie um das Cockpit herum, wo noch die grüne Farbe zu sehen ist.

Ein weiteres sehr markantes Merkmal des "Piacenza Tornado" sind aufgeklebte Reflexstreifen am vorderen Lufteinlauf in liegender V-Form und an der Hinterkante des Seitenruders. Diese hatten die Aufgabe vorhandenes Restlicht, und Licht der Positionslampen vom Rottenflieger, zu reflektieren und somit dem in enger Nacht Formation fliegenden Piloten zusätzliche optische Hilfe bei der kritischen Abstandhaltung zu geben. Enge Nachtformation ist eine der fordernsten Aufgaben von Jet Piloten und ist sehr anstrengend und gefährlich.

Übergangslackierung ECR 46+33
ECR Übergangslackierung 95
ECR EG-1 Norm 95
ECR Norm 95 mit HARM
RECCE EG-1 Norm 95
RECCE Norm 95 RECCE POD

Geschwaderabzeichen

Tornado AG-51 NTM 2003
Geschwaderwappen
Tornado AG-51 NTM 1996
EG 1 IFOR Support
Tornado AG-51 NTM 1997
EG 1 UN Support
Tornado AG-51 NTM 1998
ALLIED FORCE

 

Lage

Das Einsatzgeschwader 1 war vom August 1995 bis August 2001 auf dem oberitalienischen Luftwaffenstützpunkt San Damiano bei Piacenza stationiert. Dieser Flugplatz, am südlichen Rand der Po Ebene gelegen bot der Bundesluftwaffe einige Vorteile.

 


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Geschichte:

Das Einsatzgeschwader 1 der Luftwaffe (EinsG 1 Lw), wurde hauptsächlich gebildet aus Teilen des Jagdbombergeschwader 32 aus Lechfeld und des Aufklärungsgeschwader 51 "Immelmann" aus Kropp. Es wurde mit Bundestagsbeschluss vom 30. Juni 1995 aufgestellt

Der erste Einsatzflug des EinsG 1 fand am 7. August 1995 statt. Deutsche Tornados begleiteten amerikanische Kampfflugzeuge in den Luftraum über Sarajewo mit dem Auftrag, die Verbündeten gegen Radar- und Luftverteidigungsstellungen zu schützen. In den Jahren 1995 bis 1999 absolvierte das EinsG 1 mit seinen Recce- und ECR-"Tornados" Missionen zum Schutz und zur Unterstützung des Schnellen Eingreifverbandes, IFOR und SFOR, ohne jeweils direkt in Kampfhandlungen eingebunden zu sein. Ende 1998 verschärfte sich der Konflikt um den Kosovo und vielfältige Bemühungen um eine politische Lösung des Konfliktes setzten ein. Alle internationalen Bemühungen um eine politische Lösung der Kosovo-Krise blieben ohne Erfolg. Daher begann die NATO am Abend des 24. März 1999 im Rahmen der Operation "Allied Force" mit Luftangriffen gegen militärische Ziele. Auf Grundlage des Beschlusses des Deutschen Bundestages vom 16. Oktober 1998 beteiligte sich die Luftwaffe mit dem EinsG 1 Lw an "Allied Force". Mit 66 Einsätzen für den Recce-"Tornado" und 438 Einsatzflügen für den ECR-"Tornado" hat die Luftwaffe in diesem internationalen Einsatz wesentlich zum Schutz alliierter Flugzeuge beigetragen.

Mit dem EinsG 1 beteiligte sich die Bundeswehr erstmals seit ihrem Bestehen aktiv an Kampfeinsätzen. Nach 79 Tagen wurde die Operation "ALLIED FORCE " am 10. Juni 1999 beendet.

Nach Abschluss der Operation "ALLIED FORCE" wurden die ECR Tornado zurück an ihren Heimatstandort Lechfeld verlegt, während die Recce Tornado des EinsG 1 Lw vor Ort verblieben und die Operationen SFOR und KFOR noch bis Juli 2001 von Piacenza aus unterstützten. Am 27. Juli 2001 endete die aktive Einsatzflugphase des Geschwaders, auch das Personal und die Recce Tornado kehrten zu ihrem Heimatstandort zurück. Seit Beginn der Stationierung des Einsatzgeschwaders wurden von den ECR Tornado 2.559 Einsatzflüge und für die RECCE Tornado 4.715 Missionen mit über 13.000 Aufklärungszielen absolviert.

Auftrag:

Der Auftrag der Tornado ECR war es, alliierte Luftfahrzeuge zu schützen, indem die gegnerische Radar basierende bodengebundene Luftverteidigung erfasst, identifiziert und bei Bedarf ausgeschaltet wurde. Die Tornado ECR mussten deshalb vor allen anderen Flugzeugen in den gegnerischen Luftraum einfliegen. Sie erledigten diese Aufgabe überaus effektiv. Es gab weder eigene noch alliierte Verluste während Operationen, die durch ECR Tornados geschützt wurden. War es während der Operationen UNPROFOR, IFOR und SFOR von Seite der Bundesluftwaffe zu keinerlei Kampfaktionen gekommen, so ging es im nachfolgenden Einsatz ALLIED FORCE über dem Kosovo "richtig zur Sache". über den gesamten Zeitraum der Operation "ALLIED FORCE" wurden insgesamt 236 HARM Raketen eingesetzt. Beim Einsatz der HARM-Raketen muss der ECRTornado zuerst die sendenden Radarstationen am Boden aufspüren. Wird ein Sender als Bedrohung identifiziert, kann er mit der HARM bekämpft werden.

Die Ergebnisse der taktischen Aufklärungsflüge durch den Recce Tornado verbesserten maßgeblich Zielauswahl, Planung und Durchführung der Einsatzflüge und trugen somit deutlich zum Erfolg der Einsätze bei. Ein durchschnittlicher Einsatz dauerte zwischen drei (IFOR, SFOR) und sechseinhalb Stunden (ALLIED FORCE) und beinhaltete zahlreiche Luftbetankungsmanöver über der Adria vor, während und nach der Mission.

Besonderheiten des Einsatzes beim EG-1:

Mit der Planung und Indieststellung des EG 1 setzte die Luftwaffe erstmals ihr bereits im Vorfeld erdachte und oftmals im Trockenbetrieb geübte Verlegekonzept um, für dessen Konzepte und Pläne das Jagdbombergeschwader 32 verantwortlich zeichnete. Schon vor Erhalt des Verlegebefehles mußte der Flugplatz San Damiano besichtigt, Pläne entworfen und Verträge mit dem Gastgeber abgeschlossen werden, damit zur Stunde X alle Unwägbarkeiten aus dem Wege geräumt sind, brauchbare Pläne umgesetzt werden können und der Einsatzflugbetrieb schnellstmöglich aufgenommen werden kann.

Die Verlegung nach Piacenza begann am 17. Juli 1995. Binnen einer Woche wurden durch das Lufttransporteinsatzkontingent mit Transall C-160 und mit Kraftfahrzeugen 800 Tonnen benötigtes Material nach Piacenza transportiert. Eine logistische Leistung, die durch große Erfahrung im Lufttransportbereich beim Aufbau von Lufttransportstützpunkten und bei der Verlegung von Jet-Verbänden nach Kanada oder USA, ermöglicht wurden. Die Folgeversorgung für das Geschwader wurde nach Abschluss der Verlegung vom bayerischen Landsberg aus gesteuert. Die Gesamtpersonalstärke des Einsatzkontingentes der Luftwaffe betrug etwa 520 Soldaten, wovon etwa 60 im nationalen Gefechtsstand beim Kommandeur Deutsches Einsatzkontingent Luftwaffe in Vicenza eingesetzt waren.

Schon nach relativ kurzer Zeit kristallisierte sich heraus, daß es den beiden Hauptverbänden nicht möglich sein würde, über einen Jahre dauernden Zeitraum, Material und insbesondere das Personal für diesen Einsatz zu stellen, so daß schon bald die gesamte Luftwaffe in die Pflicht genommen wurde und Material, Technik und Personal bereitszustellen hatte. Eine große Erleichterung für die Logistik war es, daß das neutrale österreich, da die Mission unter einem UN Mandat stand, überflug- und Durchfahrtsrechte für Material- und Personaltransporte genehmigte.

Schon kurze Zeit nach Beendigung der Verlegung meldete das Geschwader Einsatzbereitschaft und nahm den Flugbetrieb auf. Die Steuerung und Koordinierung der Einsätze erfolgte vom zuständigen NATO Hauptquartier in Vicenza, nahe Venedig, aus. Für die Durchführung der Einsätze wurde der Luftraum über der Adria in reservierte Lufträume und Korridore aufgeteilt, von wo aus und über die die Einstzkräfte in die Einsatzgebiete gelangten. Hin und Rückflug von San Damiano aus erfolgte entlang des Po bis zur Mündung. Ab dort begann die für den Einsatz geschaffene Luftraumstruktur und die übergabe von der zvilen Kontrolle an die Militärische.